Bei Anbruch des Tages by Sveva Casati Modignani

Bei Anbruch des Tages by Sveva Casati Modignani

Autor:Sveva Casati Modignani
Die sprache: deu
Format: mobi
ISBN: 9783641108083
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2013-08-11T22:00:00+00:00


10

Ich muss mit dir reden«, sagte Guido und stellte sich Amaranta in den Weg.

»Ich habe keine Zeit. Ich muss zu meiner Tante, sonst ist die Besuchszeit im Altersheim vorbei.«

»Deine Tante wird in der Seniorenresidenz bestens versorgt. Sie wird also einen Tag auf deinen Besuch verzichten können. Steig von deinem Rad!«, befahl er.

»Außerhalb der Fabrik akzeptiere ich keine Anweisungen von meinen Chefs.«

»Du befindest dich noch auf dem Firmengrundstück«, beharrte er und packte den Lenker mit beiden Händen, sodass sich das Rad zur Seite neigte.

Amaranta war gezwungen abzusteigen. Er legte das Rad auf den Boden und zog sie zu seinem Auto hinüber. »Ich könnte dich wegen Entführung anzeigen«, drohte die junge Frau.

»Das kannst du anschließend gern tun. Aber jetzt kommst du erst mal mit, und ich will keine Widerworte hören.«

Guido fuhr vom Fabrikgelände und machte sich auf den Weg nach Mailand.

Mehrmals versuchte Amaranta, etwas zu sagen, doch er brachte sie jedes Mal mit einem entschiedenen »Ruhe!« zum Schweigen.

Erstaunlicherweise gehorchte sie.

Es war bereits dunkel, als Guido den Wagen in der Via Mozart parkte und mit Amaranta das Treppenhaus betrat.

Der Portier sah ihn, grüßte und sagte: »Meine Frau ist gerade oben, Dottore.«

»Danke«, erwiderte Guido und schob Amaranta in den Lift, der im fünften Stock hielt.

Die Tür zu seiner Wohnung stand offen, und Gina, die Frau des Portiers, stand auf der Schwelle, um ihn zu empfangen. Sie bemerkte Amaranta und konnte ihr Staunen kaum verbergen.

Als Dottor Cantoni sie gebeten hatte, ein Abendessen für zwei vorzubereiten, war sie davon ausgegangen, dass er eine schöne, elegante Frau mitbringen würde. Doch stattdessen stand da nun dieses seltsame Geschöpf in einem billigen Kleid mit dunklem Teint und katzengrünen Augen vor ihr. Ihr Haar war zerzaust und wurde von einer Plastikspange nur mühsam gebändigt. Sie lächelte die jungen Leute an und ließ sie allein. Guido führte Amaranta in das große Wohnzimmer mit der Dachterrasse, von der aus man einen wunderbaren Blick über die Stadt hatte. Die Wohnung enthielt nur wenige Möbelstücke, antike Kostbarkeiten, die aus dem Palazzo Olgiati stammten, genauso wie die Gemälde von Malern aus dem neunzehnten Jahrhundert, die von den schönsten Panoramen Mailands inspiriert waren. Viele Bücher standen in den Regalen an den Wänden, weiße Sofas auf modernen Teppichen luden zum Verweilen ein, und der brennende Kamin sorgte für eine behagliche Atmosphäre.

Amaranta schaute sich um, und Guido sah, wie sie staunte.

»Das ist meine Wohnung«, sagte er. »Seit ich in der Firma arbeite, bin ich nur selten hier.«

Er trat vor ein Barmöbel und schenkte sich einen Fingerbreit Whiskey ein. Amaranta, die an eine der Terrassentüren getreten war und über die Dächer sowie auf den Garten vor dem Haus schaute, bot er nichts an.

Gina erschien auf der Schwelle und verkündete: »In der Küche ist alles fertig. Soll ich den Tisch decken?«

»Danke, das machen wir selbst«, erwiderte Guido.

»Gut, dann gehe ich wieder nach unten. Morgen räume ich dann alles auf«, sagte die Frau und verschwand.

Sie waren allein. Er setzte sich aufs Sofa, schlug die Beine übereinander und nippte an seinem Whiskey. Dann sagte er zu Amaranta: »Jetzt darfst du reden.«

Sie drehte



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